Gemeinsame Erklaerung Bau
Abfallvermeidung im Bausektor ist eine gesellschaftliche Aufgabe „Kreislaufwirtschaft muss auch beim Bauschutt umgesetzt werden!" In Baden-Württemberg soll künftig mehr Material aus Bauschutt und aus Straßenaufbrüchen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wieder verwendet und an geeigneten Stellen eingebaut werden. Dafür sprachen sich neben Landesumweltminister Franz Untersteller jetzt auch Vertreter des Finanz- und des Verkehrsministeriums, der kommunalen Spitzenverbände, der Kammern sowie der Bau- und der Wohnungsindustrie aus. Sie unterzeichneten in Stuttgart eine gemeinsame Erklärung, welche zum Ziel hat, die bisherige Recyclingquote zu halten oder zu steigern. Der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE), der zu den Unterzeichnern des Papiers zählt, begrüßt die Erklärung. Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger: „Unsere gemeinsame Erklärung zur Abfallvermeidung im Bausektor ist ein wichtiges Signal - wir alle wollen eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Recyclingwirtschaft auch im Bausektor. Hier fallen mit 10,8 Mio. Tonnen pro Jahr allein in Baden-Württemberg die größten Massenströme an. Diese Erklärung ist gleichzeitig ein notwendiges Signal, denn die vor allem von Bauträgern der öffentlichen Hand gelebte Praxis sieht manchmal anders aus." So stellt Beißwenger einen noch immer weit verbreiteten Mangel an Akzeptanz bei RC-Baustoffen fest. „Es ist eine Tatsache, dass oftmals Primärrohstoffe eingesetzt werden, wo man ohne Qualitätsverlust und ohne Risiko hochwertiges Recyclingmaterial nehmen könnte. Frostschutzschichten bei Straßen oder Parkplätzen sind Beispiele dafür. Die Unternehmen des ISTE können beides liefern." Der Hauptgeschäftsführer des ISTE, in dem ca. 500 Unternehmen der Steine- und Erden-Industrie in Baden-Württemberg organisiert sind, sieht einen Unterschied zwischen dem öffentlich formulierten politischen Willen und der Verwaltungspraxis vor Ort: „Es ist zu begrüßen, dass alle Parteien für eine Kreislaufwirtschaft und für die Aufbereitung und Wiederverwendung von Bauschutt sind. Das lobt der Industrieverband Steine und Erden ausdrücklich. Es ist allerdings unverständlich, weshalb in vielen Kommunen und Kreisen nicht auch entsprechend gehandelt wird. Der Gesetzgeber sollte die Verwaltungen verpflichten, im Sinne der Ressourcenschonung bei Bauvorhaben produktneutrale Ausschreibungen zu veranlassen. Anderenfalls wird er für zusätzlichen Deponieraum für nicht wiederverwendeten Bauschutt sorgen müssen. Und für mehr Rohstoffsicherung, denn der Bedarf an Primärrohstoffen, also an frisch abgebautem Sand, Kies oder Gestein, nimmt ja nicht ab. Abfallvermeidung im Bausektor ist also eine gesellschaftliche Aufgabe." Anfang nächsten Jahres soll die neue bundesweit gültige Mantelverordnung, welche die Vorschriften zu Ersatzbaustoffen und zu Gewässer- und Bodenschutz bündelt, in einem sogenannten „Planspiel" auf Praxistauglichkeit geprüft und eine Folgenabschätzung durchgeführt werden. Beißwenger verspricht sich von dieser Initiative des Gesetzgebers weiterführende Erkenntnisse, welche Bedenken des Gewässer- und des Bodenschutzes und den Anliegen der Baustoffproduzenten Rechnung tragen: „Es kann nicht im Sinne von Kommunen und Kreisen sein, wenn Bauschutt auf Deponien gelagert wird. Der dort zur Verfügung stehende Raum geht ohnehin zur Neige. Wenn deshalb aufbereiteter Bauschutt zu qualitativ hochwertigem Recyclingmaterial wird, sollte dieses auch eingesetzt werden. Denn auch die Lagerkapazitäten der Baustoffproduzenten sind begrenzt. Und dann landet das Material wieder auf Deponien. Dafür ist es aber viel zu schade!" Der Verbandsmanager verweist auf das Qualitätssicherungssystem Recycling-Baustoffe (QRB): „Diesen Verein haben wir vor zehn Jahren gegründet mit dem Ziel, qualitativ hochwertiges Recyclingmaterial anzubieten - umwelttechnisch einwandfrei. Dafür haben wir damals große Zustimmung bekommen. Aber dieser Rückenwind flaut erstaunlicherweise zunehmend ab. Viele Verwaltungen fürchten, wenn sie heute RC-Material einbauen, könnten sie morgen auf Altlasten sitzen und beim Rückbau höhere Kosten bei der Entsorgung des Bauschutts haben. Diese Sorge ist jedoch insbesondere beim Einsatz von Qualitäts-geprüften Recycling-Baustoffen mit QRB-Produktstatus nicht nachvollziehbar. Hier muss wieder mehr Vertrauen geschaffen werden, damit man sich guten Gewissens für Recycling-Baustoffe entscheiden kann!" Beißwenger verweist auch auf den wirtschaftlichen Nutzen des Einsatzes von RC-Material. „Alle reden davon, dass Bauen teuer geworden ist. Wenn man aber sinnvoll Recyclingmaterial einsetzt und somit gebrauchte Baustoffe wiederverwendet, kann man öffentliche Kassen und private Budgets durchaus entlasten."
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